Spiel doch einfach mal!
EINE KOMPAKTE ANLEITUNG FÜR DEN
WIEDER-/ EINSTIEG IN DAS PIAONOSPIEL
Mit vielen praktischen Tipps für ein lebenslanges Pianospiel
Kapitel 1 Auf geht’s!
Die 7 Gründe warum Musik machen Spass macht und entspannt
Erster Grund: Sie ist die Liebe deines Lebens
Musik spielen wird dich ‚In the mood of love‘ versetzen, und sie wird damit zu deiner großen Liebesgeschichte. Das erste verblüffte Hören, das aufgeweckte Interesse, die Begeisterung am Anfang, die ersten Versuche, das wilde Spielen, die ersten Streitereien, das wochenlange Schmollen und die Versöhnungen und das immer schöner werden. Das erste „Lieblings-Stück“, welchesdufrüher x-mal rauf und runter gehört oder gar gespielt hast. Das Festhalten am ewigen Staunen über das Wunder Musik und das beharrliche Festhalten an der Illusion über die eigenen Möglichkeiten, Musik perfekt machen zu können. Du erlebst im Musikmachen im Laufe der Zeit alles, was zu einer Liebesgeschichte gehört, und du wirst es einfach nicht mehr missen wollen.
Zweiter Grund: Musik machen erzeugt Entspannung
Wenn die guten Stunden kommen, dann spielen wir die Partysongs. Wir kreischen und singen Siegeslieder, wenn wir im Sportstadium sind. Wenn die schlechten Gefühle kommen, Angst, Zorn, Wut, Frust und Trauer, dannlenkenwiruns ab mit Essen, Trinken, Arbeiten und Spielen. Wo bleibt da das Musikmachen zur Erlösung? Das gibt es seit Anbeginn der Menschheit. Wenn das Kind nicht einschlafen konnte, wird ein Schlaflied gesungen. Wenn der Mann unglücklich von der Frau verlassen wurde, hat er den Blues gesungenoder umgekehrt. Die Wut und Anspannung findet Ausdruck im Kriegslied, der Hass kann sich in einem Punk Song Luft machen. Musik hat den Ausdruck des Gefühls und das Spielerische für gute und für schlechte Zeiten in sich. Statt mitHandyspielen kannst du auch auf dem Instrument herumspielen oder auf Stahlträger schlagen. Musik gibt dir die Möglichkeit deine unangenehmen Gefühle zu spiegeln und sie damit anzunehmen. In der Pubertät, wenn die Gefühle einen überrollt haben, istdochso manchervon unsim Zimmer bei seiner Musik verschwunden. Endloses Hören von Songs, die der Stimmung entsprachen oder Spielen vonlieblichen,traurigen oder grauenhaft brutalen Liedern. Es ist Body und Soul, die das Musik machen und das Musik Hören wieder verbindet und zusammenbringt, in den guten und in den schlechten Zeiten.
Dritter Grund: Musik ist gesund für dich
Wenn du spielst, tuest du etwas für deine Gesundheit. Es werden zunächst einmal beim Spielen Endorphine ausgeschüttet. Das sind körpereigene Glückshormone. Von denen kannst du nie genug haben. Dann tuest du auch etwas für das Zusammenspiel von deinem Hör- und Sehsinn, Tastsinn und die Feinmotorik.Allein schon die Koordination von rechts und links, gleichzeitig etwa die Tasten zu drücken, das fördert die Koordination ungemein. Die Hirnforschung und die Musikpsychologie haben über die positive Wirkung von Musikmachen fürdeine Koordination, deine Gedächtnisleistung und dein Wohlbefindenschon sehr viel erforscht.Ein superTED-Talkvon Anita Collins ‚Die Vorteile des Musikmachens für das Gehirn‘ zeigt dir sehr komprimiert und anschaulich neueste Erkenntnisse.
Bei aller Begeisterung: Aufpassen musst du natürlich, dass du dich gerade am Anfang nicht überforderst. Nicht nur Profis können sich etwa ihre Sehnen ruinieren oder Haltungsschäden bekommen, wenn sie es übertreiben mit der Spielzeit oder eine ungeeignete Körperhaltung haben. Körperlich Kondition und die richtige Haltung sollte daher auch mit bedacht werden.
Vierter Grund: Du wirst nichts verlieren und immer wieder Neues entdecken
In der Musik gibt es unendlich viele Möglichkeiten dich zu entwickeln. Du kannst neue Instrumente ausprobieren. Du kannst neue Musikstile dir aneignen. Du kannst mal mit einer Gruppe spielen, bei Festen auftreten oder auch als Straßenmusiker allein. Die Welt der Musik ist unendlich, extrem vielfältig und wartet darauf, dass du sie erkundest. Und du kannst das, was dir vielleicht irgendwann nicht mehr so viel gibt, oder dir nicht mehr so viel bedeutet einfach liegen lassen und einfach neue Sachen ausprobieren. Du gewinnst auch, wenn du loslässt, weil es dann wieder Bereicherung für das Neue ist, was du ausprobierst. Wenn du mal Schlagzeug gespielt hast und dannzum Klavierwechselst, dann nimmst du dieses Rhythmusgefühl und den Beat mit, und das machtdein Spielzu etwas besonderem. Nichts geht also verloren und vieles gibt es zu entdecken.
Fünfter Grund: Du kannst hier produktiv und kreativ sein
„Be a producer – not a consumer“. Das hatte Sami Sunchild aus der Haigh Ashbury Street in San Francisco in ihrem selbst kreierten Hotel als wunderbares Mantraausgegeben.Wo du jeden Tag mit Lockrufen überschüttet wirst, was du alles kaufen oder besitzen solltest, ist Musik machen der kreative Ausgleich. Beim Musik machen musst du auch nicht viel besitzen. Klar, du kannst es und daran auch deinen Gefallen finden. Es kann dich super glücklich machen, wenn dein prachtvolles Instrument aus der Sonderedition dich anschaut. Aber du brauchst es nicht unbedingt. Es geht auch mit sehr einfachen Mitteln.
Und du brauchst nicht viel Platz. Das, was du schaffst, ist nicht etwas, was unbedingt Stauraum benötigt oder Galeriewände. Du schaffst mit deiner Musik Events, die für den Moment zählen, für dich oder auch für Zuhörer. Es zählt das Erleben. Aber: du kannst es gleichzeitig auch speichern und vervielfältigen für die Ewigkeit, wenn du magst.
Die Möglichkeit, dich als Person auszudrücken oder auch festgehalten für die Ewigkeit, ist einfach ein Highlight, was zu 100%dafürspricht, dass du es machen solltest.
Sechster Grund:Musik machen ist einfach, also mach es einfach
Grundsätzlich gilt: Musik ist Kunst. Und in der Kunst ist alles erlaubt. Die Regeln, die es gibt, machst du dir selbst. Die kannst du so wählen, dass es mit Entspannung und Glücksgefühl passiert. Und das geht mit sehr einfachen Mitteln. Denke nur mal an die Ein-Ton Musik oder das gekonnte Spielen mit Pausen. Du brauchst nicht die ausgefuchste Spieltechnik.
Und du musst durch Musik ja nicht dein Geld verdienen. Du kannst also ohne jeden Leistungsdruck spielen. Auch wenn vielleicht dein innerer Musikkritiker sich meldet oder dunkle Erinnerungen aus der Schulzeit, weil irgendwer irgendwann dein Stück als Katzenjammer interpretiert hat. Das sollte nicht dein Problem sein. Solche Kritiken sind nur Hindernisse, die du mit dem Wissen und manchmal etwas Zeit umschiffen und überwinden kannst.
Siebter Grund: Du kannst Musik bis an dein Lebensende machen
In den 90er Jahren war ich einmal zu Besuch in New Orleans in einem Jazzclub im French Quarter. Ich hatte damals überhaupt keinen Bezug zu Jazz, aber ich sah die sehr sehr alten Männer auf die Bühne kommen, in gebrechlicher Haltung, langsam schlurfend und bucklig. Und dann: dann ging die Post ab! Was die gezeigt haben, was da an Lebenrüberkam!Das wollte ich auch. So wollte ich alt werden. Irgendwie bis zum Ende noch meinen Stuhl auf die kleine Bühne zerren und in die Tasten hauen. Später traf ich einmal Brasilianer und wir schwatzten über Gott und die Welt. „Was macht man in Brasilien, wenn manaltist?“ „Musik, claro! Macht Sinn und ist schön.“ Es lebe das brasilianische Lebensgefühl und ein Hoch auf Samba, den Bossa Nova und überhaupt die Musik! Si, claro.
Für dich kann Musik etwas sein, was du für immer machen möchtest. Von jetzt bis zum Schluss. Und die gute Nachricht dazu: Die Zeit arbeitet für dich, nicht gegen dich.Duwirst mit der Zeit immer besser. Je oller, um so doller.Die Größe wächst bei der Musik mit dem Alter.
Auch hier sagst du dir vielleicht, mit 80 werde ich die schwierigen Stellen auch nicht mehr richtiglernen und spielenkönnen. Das geht rein mechanisch nicht mehr. Aber mit der sogenannten „selektiven Optimierung und Kompensation“ geht es durchaus. Das ist gemäß der Psychologie ein erfolgreiche Anpassungsmethode an Lebensveränderungen im Alter, wofür, man höre und staune, der Pianist Arthur Rubinstein immer als Standardbeispiel aufgeführt wird. Rubinstein ist 95 geworden und sein letztes Konzert gab er mit 89 Jahren. Er erklärte, dass er die Funktionseinschränkungen durch das Alter so handhabe, dass er sein Repertoire begrenze (Selektion), die ausgewählten Stücke stärker übe (Optimierung) und den Trick anwendet, vor besonders schnellen Passagen sein Tempo zu verlangsamen. Im Kontrast erscheinen dann diese komplexeren Passagen wieder ausreichend schnell (Kompensation). Bei Rubinstein war auch bekannt, dass er ein ausgesprochener Lebemann war und nicht hinter seinem Instrument versauerte. Insofern hatte er wohl auch ein lustvolles Motiv, sich solche effizienten Vorgehensweisen zu überlegen, wovon wir jetzt alle profitieren können.
Fortsetzung folgt in Kürze!
1.2 Warum Klavier spielen und nicht Ukulele oder so? Augen auf bei der Instrumentenwahl